Ebenso wie eine Vorbereitung und Lockerung der Muskulatur VOR einer Gelenkmobilisation, ist die Faszienmobilisierung ein elementarer Bestandteil meines physiotherapeutischen und osteopathischen Behandlungskonzeptes bei Pferden und Hunden.
In den Medien hoch gehandelt: Man hört in der Fitness- und Wellness Branche an allen Ecken und Kanten Begriffe wie: Faszientraining, Faszienfitness, Faszienrollen und und und …. Faszien gibt es aber nicht erst seid Kurzem.
Der Hype um dieses Faszientraining beim Menschen ist dadurch entstanden, das man die Bedeutung dieser Strukturen im Körper erkannt hat und sich nun zu Nutze macht.
Dabei darf man nicht vergessen: Auch Tiere haben Faszien und diese können fiese Probleme bereiten und das Tier kann sich nicht artikulieren!
Vorab aber ein Exkurs zur Erklärung.
Was sind überhaupt Faszien?
Faszien sind bindegewebige Strukturen und stellen, grob erklärt, ein „Geflecht“ dar. Dieses „Geflecht“ umhüllt netzartig sämtliche Muskeln, Organe und sogar Knochen. Hier sorgt es zum Einen für eine Trennung der einzelnen Körperbestandteile, sodass keine Reibung entsteht, zum Anderen verbindet es diese aber auch miteinander und ermöglicht so beispielsweise die Kraftübertragung von einen auf den anderen Muskel.
Die Faszien geben also unserem Körper somit seine Form und halten ihn beweglich. Zudem verleihen sie unseren Muskeln Stabilität und Festigkeit.

Schön und gut! Aber was soll das jetzt mit diesem „Faszientraining“ und „Faszientherapie“?
In Faszien befindet sich die größte Anzahl an Rezeptoren und Nervenzellen, die das Gehirn mit Sinnesempfindungen überschütten. Faszien im Körper sind also miteinander verbunden und bilden eine Einheit. Sie arbeiten, durch ihre Verbindung untereinander, wie eine Art "Sinnesorgan" im Körper. Es gibt "oberflächliche Faszien" und "tiefe Faszien". Tiefe Faszien sind weniger dehnbar als oberflächliche Faszien. Sie sind weniger durchblutet, jedoch von vielen Nerven durchzogen, ausgestattet mit sensorischen Rezeptoren, die, unter Anderem, SCHMERZ signalisieren.
Die Spannung der Faszien wird also vom autonomen Nervensystem beeinflusst. Eine innere Gelassenheit z.B. senkt die Körperspannung. Stress dagegen kann die Grundspannung, also auch die Spannung der Faszien, steigern. Eine weiter wichtige Rolle spielen Faszien bei der Krafterzeugung. Faszien erzeugen durch Dehnspannung Kräfte und leiten diese im Körper weiter. Muskeln verstärken die Kräfte um ein Vielfaches.
Dabei gilt die Gleichung: Je elastischer die Faszien im Körper sind, umso mehr Kräfte werden erzeugt und übertragen. Sie dienen dabei als Energiespeicher.
Nicht umsonst bezeichnete der Begründer der Osteopathie, Dr. Still, sie bereits im 19. Jahrhundert als "Flussbett des Lebens".
Zusammenhang zwischen Schmerzen und Faszienverklebungen
Genau wie beim Menschen, erfahren Tiere durch Verklebungen dieser Faszien an verschiedenen Stellen SCHMERZ. Unterschiedliche Faktoren können dazu führen, dass die feinen Fasziennetze ineinander verwachsen und verkleben.
Eine solche Verklebung kann mehrere Ursachen haben:
• Bewegungsmangel
• Bewegungsüberlastungen
• Muskelhartspann
• Gelenkerkrankungen
• Unpassende Sättel
• Traumata
• Post-OP
• Vernarbungen
• Zunehmendes Alter
• Erkrankungen (z.B.. HD/ED, Spondylose, Cauda Equina Kompressionssyndrom)
• Psychischer Stress (Klinikaufenthalt, Orts- Besitzer- Wechsel, Futterneid, Herde, Verlustängste, etc.)
• u.V.m.

Verklebte Faszien können eine ganze Reihe von Symptome nach sich ziehen. So kann eine Verklebung der Fasern etwa zu einer Bewegungseinschränkung bei Ihrem Tier führen. Ihr Hund läuft staksig, bei Berührung des Rücken zuckt ihr Hund oder Pferd zusammen, Die Stellung beim Pferd wird durch verklebte Faszien u.a. im Bereich des Kopf-Arm-Muskels nachteilig beeinflusst, und/oder die Gliedmaße werden nicht mehr in der korrekten Bahnung geführt. Das Untertreten der Hintergliedmaße,beispielsweise, fällt durch Verklebungen der Faszien in der Kruppen und Rückenmuskulatur schwerer, u.V.m.
Ergo: SCHMERZ !
Faszienmobilität ist also wichtig!
Durch das Einnehmen von Schmerz-Schonhaltungen ergeben sich weitere Verspannungen und sogar Gelenk Blockierungen. So wie das Fasziennetz sich durch den Körper zieht, so ziehen sich weitere Probleme wie ein roten Faden durch den Pferde- Hunde- Körper von vorne nach hinten und umgekehrt. Wenn nun die Faszien nicht mehr in der Lage sind, ihre vielfältigen Funktionen auszuführen, müssen diese von erfahrenen Therapeuten mit bestimmten Techniken wieder mobilisiert werden, um das komplexe System in seiner ganzen Einheit und Funktion wieder funktionstüchtig zu machen.
Nach dem Motto: Schmerzfrei und ausgeglichen!
Aus diesem Grund ist es wichtig, den Faszien bei Ihrem Tier besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

Cave!
Lassen Sie sich von erfahrenen Therapeuten bezüglich Techniken oder Faszienrollen beraten. Eine Faszienbehandlung muss einschleichend beginnen und die zu behandelnden Areale müssen vorbereitet werden. Das kann äußerst schmerzhaft sein! Erfahrene Therapeuten beziehen ihr Wissen in Bezug auf die Anatomie und Biomechanik in die Behandlung mit ein und wissen um Lage und Funktion von Strukturen wie Sehnen, Muskeln, Nerven etc. und deren Bedeutung. Nicht jede Technik ist für jedes Tier geeignet und Sie können unter Umständen mehr Schaden anrichten als ihrem Tier zu helfen.
Sollten Sie Fragen oder Interesse an einer Behandlung haben, sprechen Sie mich an. Gerne beziehe ich die Besitzer in mein Behandlungskonzept mit ein, wodurch sich der nachhaltige Erfolg einer Behandlung auch längerfristig manifestiert.

Damit Ihr Tier wieder Freude an der Bewegung hat - Fit & InTakt in jedem Alter!
Eure Andrea