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Intakt Tierphysiotherapie

Trageerschöpfung beim Reitpferd - Ursachen und Behandlung - Das Tragesystem

👉 Das Tragen eines Reiters muss vom Pferd trainiert werden

👉 Das Tragesystem des Pferdes kann, auch ohne das es geritten wurde, erschöpfen (Bewegungsmangel)

👉 Eine Trageerschöpfung ist manchmal schwer zu erkennen

👉 Das erschöpfte Tragesystem kann Widersetzlichkeit, Lahmheit und Krankheiten zur Folge haben

👉 Eine Trageerschöpfung kann viele Ursachen haben

👉 Das erschöpfte Tragesystem ist nur bedingt „heilbar“

Einige deutliche Anzeichen für ein erschöpftes Trage System sind:


☝️ Ein abgesackter Brustkorb

☝️ Muskelatrophien

☝️ Brettharte Muskulatur des Rückens und der Hinterhand.

☝️ Eine unnatürlich aufgewölbte Wirbelsäule (Lendenwirbelbereich, der sogenannte „Karpfenrücken“)

☝️ Senkrücken



Viele Pferde laufen jahrelang mit einer mehr oder weniger ausgeprägten Trageerschöpfung sogar auf Turnieren. Einige Pferd Besitzer hörte ich sogar sagen: „Wovon soll das denn trageerschöpft sein? Das wird doch nicht geritten!“

🏋️ Das Tragesystem des Pferdes ist ein komplexes Zusammenspiel von Muskeln, Knochen, Faszien und deren Rezeptoren.



Stichwort: Rezeptoren - Kurze Erläuterung zur Aufgabe von Rezeptoren und deren Aufgabe bei der Entstehung einer Gelenk-Blockierung

Z.B. beim Reiten mit einem unpassenden Sattel, zu harter Reiterhand, schlechtem Sitz des Reiters, etc., passiert Folgendes:

Die Rezeptoren in Muskeln, Knochen Faszien „melden“ eine Überreizung (z.B. durch einen unpassenden Sattel, Reitweise, etc.) an das Rückenmark. Die Nervenzellen (Neuronen) im Rückenmark „übermitteln“ an die Muskeln: „Festhalten, anspannen!“, um den Reiter weiter tragen zu können. Dies ist ein natürlicher Schutzreflex des Körpers. Aus diesem „Festhalten/Anspannen“ entsteht dauerhaft eine Verspannung/Verhärtung in der Muskulatur.

Im Folgenden möchte ich besonders auf 3 Muskeln im Brust-Hals-Schultergürtel Bereich eingehen (ohne jetzt zu sehr in die Anatomie einzutauchen).

💪 Diese 3 Muskeln sind die wichtigsten „Rumpfträger“ eines Pferdes (am Tragesystem des Pferdes und somit bei Überlastung für eine Erschöpfung verantwortlich, sind natürlich noch weitere Muskeln, der Hinterhand, die Bauchmuskulatur etc.).

  1. M. Serratus ventralis mit seinen beiden Anteilen

  2. M. Subclavius

  3. M. Pectoralis profundus

Trageerschöpfung beim Reitpferd
Pferdephysiotherapie - Pferdeosteopathie Andrea Küster in Essen NRW Ruhrgebiet
Als Beispiel:

Um einen Reiter weiter tragen zu können, gibt es einen sogenannten „Nothalt“. Als Nothalt kommen jetzt die Faszien ins Spiel. Ist z.B. der Serratus Muskel erschöpft, übernehmen die Serratus-Faszien die „Haltefunktion“.


Soweit, so gut.


Faszien haben eine bindegewebige Struktur. Die Faszien umhüllen z.B. einen Muskel, bzw. sind für das geschmeidige Gleiten zwischen Organen, Muskeln etc. gegen- und untereinander zuständig. Faszien können aber bei Überlastung verkleben bzw. die Fasern der Faszien können regelrecht „verfilzen“. Verklebte/verfilzte Faszien sind in ihrer Funktion stark eingeschränkt. Eine Störung in einer der Strukturen zieht weitere Störungen nach sich und das Karten-Haus fällt in sich zusammen. Ein Komplexes System, ein Teufels-Kreis. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen.


Eine überlastete Muskulatur ist also in ihrer Funktion „eingeschränkt“, und somit nicht mehr leistungsfähig. Deren Faszie ebenso. Die Muskulatur ist nicht mehr gut durchblutet, kann weniger Sauerstoff und Nährstoffe aufnehmen, weniger Stoffwechsel-Endprodukte abtransportieren.


☝️ Stark verspannte Muskulatur, „zieht“ dauerhaft Gelenke in eine „schiefe“ Position.

☝️ Bänder halten die Gelenke zusammen.

☝️ Sind Gelenke dauerhaft überlastet oder blockiert, können Bänder Problematiken entstehen.

☝️ Überlastete Kniebänder sind keine Seltenheit und bei ausgewachsenen Reitpferden meist eine Überlastungserscheinung durch Kompensation eines „anderen“ Problems.

☝️ Sehnen fungieren als faserige Verbindung von Muskel und Knochen, übertragen die MuskelKRAFT auf den Knochen

Sätze wie:
„ … das ISG war `raus, meine Osteo hat es wieder eingerenkt. Das passiert alle paar Wochen und dann muss halt eben wieder jemand zum Einrenken kommen…“, sollten uns zum Nachdenken bringen! Ist DAS der richtige Therapieansatz?

Ich möchte Euch kurz etwas erklären, vielleicht wissen es Viele aber bereits:

„Nein, ein Kreuzdarmbeingelenk, ein Halswirbel oder welcher Wirbel, welches Gelenk auch immer, ist NICHT RAUS, es ist blockiert! Einmal kurz „ISG Einrenken und tschüss …funktioniert nicht, zumindest nicht auf Dauer, wenn die Muskulatur und die Faszien nicht entsprechend bearbeitet/aufgebaut/gepflegt werden.“

? Die Frage ist also, WARUM entstehen immer wieder diese Muskelverhärtungen und Gelenkblockierungen?


Checkliste - Mögliche Ursachen:

Passt der Sattel nicht?

Wird das Pferd nicht ausreichend adäquat bewegt? Stehen lassen ohne Training ist keine Option (ausser tierärztlich verordnet)!

Ist der Reiter zu hart in der Hand?

Hat das Pferd eine andere Gelenkerkrankung (Spat, Arthrose, Kissing Spines, etc.)

Bänder/Sehnen Problematik?

Angeborene Fehlstellungen?

Liegt eine unentdeckte Stoffwechsel-Erkrankung vor?

Neigt das Pferd zu Koliken, Magengeschwüren?

Schlechte Hufbearbeitung?

Schmerzen in den Beinen?

Nackenmuskulatur weist Defizite auf?

Probleme in der Halswirbelsäule (Gelenke, Nackenband)?

Kiefergelenk/Zungenbein Probleme?

Zahnprobleme?

Zu früh/falsch angeritten?

Das Pferd hat das natürliche Aufwölben einfach „nicht gelernt“?

Schwache Bauchmuskulatur, zu dick oder nach Trächtigkeit?

Schwerpunkt Reiter zu weit hinten?

Kraft der Hinterhand fehlt?

Unfall/Sturz

Bei immer wiederkehrenden Problemen kann ich nur raten:
Ursachen finden, ganzheitlich arbeiten, nicht nur Symptome lokal beheben, sollte der richtige Weg sein.

Und genau da startet z.B. mein Behandlungsansatz:

Physiotherapie - Osteopathie - Ganzheitliche Therapien => Die Kombination macht’s!


Eine Zusammenarbeit von Tierarzt, Besitzer, Trainer, Sattler, Hufschmied und Physio-/Osteo-Therapeut wäre natürlich wünschenswert.

Tips für ein gesundes Tragesystem:

Haltung Stall und Weide

Weiche Liegemöglichkeit

Tägliche Bewegung in allen Grundgangarten

Raufutter ist Hauptfutter

Hufbearbeitung ca alle 4-8 Wochen

Reiten & Bodenarbeit im Wechsel

Angemessenes Reitergewicht

Passender Sattel, passende Ausrüstung

Feine Zügelführung

Gewichtskontrolle

Nachgebender geschmeidiger Sitz

Muskelpflege/Massagen/Dehnungen

Regelmäßige zahnärztliche Kontrolle

Regelmäßige Physio/Osteo Checks

Angepasstes Training mit leichter Aufrichtung vom Boden aus:

Gerne kann ich Euch einen individuellen Trainings-Plan für euer Pferd erstellen und Infos auf Wunsch an eure Trainerin/euren Trainer weitergeben.


Ein trageerschöpftes Pferd muss zunächst vom Boden aus trainiert werden, dann kann es, je nach Alter und Trainings-Fortschritt evtl. wieder geritten werden (ausser es spricht eine andere Problematik dagegen). Tierärztliche Anweisungen haben Priorität. !!! Das Training vom Boden aus kann mehrere Wochen dauern!!! Danach, „dosiertes“ Reiten (nur Freizeit!). Beim Reiten werden die Tragemuskeln des Pferdes animiert. Langsame Steigerung.

Zunächst immer wieder mit langem Hals (ohne zu tief oder zu vorderhandlastig zu werden!) und in natürlicher Aufrichtung im Wechsel. ZU langes Schritt reiten ist Kontraproduktiv. Ein Arthrosepferd benötigt eine gewisse Zeit, Einreiten ca. 15-20 min. im Schritt, danach Arbeitstempo, Schritt Trab Übergänge (kein Aussitzen!), je nach Bereitschaft und Trainingszustand des Pferdes, kurze Galopp-Einheiten hinzu nehmen, Abreiten 10-15 min. ☝️ Danach Massage und Dehnungsübungen.


Trageerschöpfung beim Reitpferd
Pferdephysiotherapie - Pferdeosteopathie Andrea Küster in Essen NRW Ruhrgebiet
Zusammenfassung: „Der ganze Körper ist eine Bewegungseinheit, in dem sich die Seele wohlfühlen sollte!“ (Zitat: Elisabeth Albescu)

👉 Die Wirbelkette dient als stabiles Skelett

👉 Bänder halten die Gelenke zusammen

👉 Muskeln verbinden das Skelett und machen erst Bewegung möglich

👉 Sehnen fungieren als faserige Verbindung von Muskel und Knochen, übertragen die MuskelKRAFT auf den Knochen

👉 Aufgabe der Blutgefässe ist die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen, sowie der Abtransport von Stoffwechsel Endprodukten

👉 Die Nerven sind für die Aktivierung durch Impulsgebung von Muskeln, Drüsen, Gefäßen, Haut zuständig

👉 Die Faszien überziehen Organe und Muskeln und fungieren als „Gleitflächen“

👉 Die Haut „schützt“ als Organ das Gesamtkunstwerk

Hinweis:

Das erschöpfte Tragesystem ist nur bedingt „heilbar“. Bei einer extremen Trageerschöpfung, bei ausgeprägtem Senkrücken, im hohen Pferdealter, bei Verknöcherungen, etc., sollte das Pferd nur noch vom Boden aus gearbeitet werden. Dies ist in jedem Fall aber immer individuell zu betrachten! Ich persönlich empfehle bei diesen Pferden kein Gewicht mehr auf den Rücken zu geben.

Trainings-Ziel: In einem physiologischen Training alle Grundgangarten fördern und das Pferd in seiner natürlichen SelbstHALTUNG arbeiten.

☝️ Massagen, Dehnungsübungen, Faszien-Modulation, propriozetives Training, etc. von Therapeuten zeigen lassen und ins Training integrieren.


Pferdephysiotherapie - Pferdeosteopathie Andrea Küster in Essen NRW Ruhrgebiet
Das „Mucki-Buden“ Pferd ist von G. Kreling

Euer Pferd wird es euch danken.


Ich versuche immer meine Erfahrungen und das unschätzbare Wissen von Top-Dozenten für Euch verständlich zusammen zu fassen.


Mein Dank gilt Frau Tanja Richter und Frau Elisabeth Albescu für ihre tollen Seminare bei https://sarah-mergen.de/


Habt Spaß und seid lieb zu euren Tierchen, auch wenn es `mal nicht so „rund“ läuft!


Bleibt InTakt,


herzlichst Eure

Andrea Küster


www.pferdephysiotherapie-pferdeosteopathie.de


📞 0172 7436617


Mobil in Essen und umliegende Städte im Ruhrgebiet


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